Dieser Artikel erschien zuerst in der Deutsch-Philippinischen Wirtschaftsauskunft (GPBI) Vol. 5 – Juni 2025

Während sich die Welt mit der dringenden Herausforderung des Klimawandels auseinandersetzt, entwickelt sich die digitale Transformation zu einem Katalysator für Unternehmenswachstum und Nachhaltigkeit. Regierungen, Industriezweige und Organisationen stehen unter zunehmendem Druck, ihren Betrieb zu dekarbonisieren, die Ressourceneffizienz zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Störungen zu erhöhen. Die Digitalisierung bietet einen überzeugenden Weg zur Beschleunigung des Fortschritts bei der Erreichung dieser Ziele, indem sie die Art und Weise, wie Infrastrukturen geplant, gebaut und betrieben werden, neu definiert.

Der Imperativ für den Wandel

Infrastruktursysteme – vom Verkehr und der Energieversorgung bis hin zum Gesundheitswesen und der verarbeitenden Industrie – sind für einen erheblichen Teil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der aktuelle Siemens Smart Infrastructure Tech Report untersucht die entscheidende Rolle der Digitalisierung für die Beschleunigung nachhaltiger Ergebnisse. Der Bericht unterstreicht, dass die Welt fünfmal schneller als bisher dekarbonisieren muss, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen. Die bestehende Infrastruktur ist jedoch oft starr, veraltet und nicht in der Lage, sich an die komplexen Nachhaltigkeitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen.

Digitale Technologien wie KI, IoT, Cloud Computing und digitale Zwillinge ermöglichen den Übergang zu intelligenten Infrastruktursystemen, die nicht nur effizienter arbeiten, sondern sich auch dynamisch an Echtzeitdaten und Umweltbedingungen anpassen. Bei diesem Wandel geht es nicht nur um die Aufrüstung der Hardware, sondern um die Neugestaltung der Struktur unserer städtischen und industriellen Ökosysteme.

Digitalisierung: Eine wirkungsvolle Strategie für Nachhaltigkeit

Digitale Technologien sind ein wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit, da sie durch ihre strategische Umsetzung messbare Auswirkungen auf die Umwelt haben. Hier sind drei wichtige Bereiche, in denen die digitale Transformation die Nachhaltigkeit direkt und mit großer Wirkung beschleunigt:

1. Widerstandsfähige Infrastruktur

Dank digitaler Werkzeuge kann die Infrastruktur Schocks besser standhalten und sich von ihnen erholen – seien es Pandemien, Klimaereignisse oder geopolitische Störungen. So können beispielsweise Echtzeit-Überwachungssysteme in Wasserversorgungsunternehmen Lecks oder Verunreinigungen sofort aufspüren, wodurch die Verschwendung verringert und die Bevölkerung geschützt wird. Intelligente Netze können bei Stromausfällen den Strom umleiten und so die Kontinuität wichtiger Dienste aufrechterhalten.

Ein gutes Beispiel ist das Javits Center in New York City, das ein innovatives dezentrales Energiesystem entwickelt hat, das von Siemens Smart Infrastructure Technologien und Siemens Financial Services unterstützt wird. Durch die Integration einer der bisher größten Solaranlagen auf dem Dach und Batteriespeichersysteme in Manhattan wurde das Zentrum zu einem der nachhaltigsten Kongresszentren weltweit und zeigt, wie digitale Infrastrukturen sowohl den Menschen als auch dem Planeten dienen können. Im Bereich der Rechenzentren, die traditionell als energieintensiv gelten, helfen KI-gestützte Steuerungen und intelligente Kühlsysteme den Betreibern, ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Kapazitäten zu erweitern, um die wachsende digitale Nachfrage zu befriedigen. Moderne Rechenzentren müssen nicht nur hochsicher und zuverlässig sein, sondern auch einfacher zu bauen, zu betreiben und zu skalieren sein. Sie müssen flexibler, vernetzter, automatisierter und vor allem energieeffizienter und nachhaltiger sein. Ein großartiges Beispiel dafür ist, wie Siemens Smart Infrastructure-Technologien Greenergy bei der Entwicklung des größten, sichersten und umweltfreundlichsten Rechenzentrums des Baltikums geholfen haben.

2. Effiziente Abläufe

Die Digitalisierung steigert die betriebliche Effizienz erheblich – sie reduziert den Ressourcenverbrauch und die Emissionen und senkt die Kosten. Intelligente Sensoren, Automatisierung und vorausschauende Wartung können den Energie- und Wasserverbrauch in Gebäuden und Fabriken drastisch senken. In der pharmazeutischen Industrie sind datengesteuerte Strategien und automatisierte digitale Systeme von entscheidender Bedeutung, um die Einhaltung von Vorschriften, Sicherheit, Qualität, Produktivität und betriebliche Effizienz zu gewährleisten.

Der US-Pharmahersteller Pfizer hat ein Werk in Freiburg, Deutschland, das ein weltweit führendes Beispiel für die Digitalisierung ist, die mehrere Ziele unterstützt. Durch die Zentralisierung von Gebäudesteuerung, Überwachung, Datenanalyse und Visualisierung konnte Pfizer die Produktivität mehr als verdoppeln und gleichzeitig den Energieverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage um über 40 % senken.

In der Fertigung können Algorithmen des maschinellen Lernens Anlagenausfälle vorhersagen und Produktionspläne anpassen, um Ausfallzeiten und Verschwendung zu vermeiden. In Energiesystemen sorgen intelligente Zähler und KI-Modelle für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage, die Integration erneuerbarer Energien und die Reduzierung von Lastspitzen – alles entscheidende Faktoren für das Erreichen der Dekarbonisierungsziele. Die intelligenten Brauereien von Heineken beispielsweise nutzen die Technologie des digitalen Zwillings, um ihre Produktionslinien in Echtzeit zu überwachen, zu simulieren und zu optimieren und so den Energieverbrauch und die Kohlenstoffemissionen zu senken.

3. Transformatorische Wirkung

Die vielleicht ehrgeizigste, aber folgenreichste Rolle der Digitalisierung besteht darin, transformative Geschäftsmodelle und -systeme zu ermöglichen. Durch die Umstellung von produkt- auf ergebnisorientierte Modelle – wie "Mobilität-als-Service" oder "Energie-als-Service" – können Unternehmen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit als zentrale Werttreiber in den Vordergrund stellen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Gesundheitssektor. Durch den Einsatz von KI-gesteuerten Diagnose- und Fernüberwachungs-Tools können Krankenhäuser und Kliniken die Ergebnisse für ihre Patienten verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung minimieren, indem sie unnötige Reisen, Energieverbrauch und medizinische Abfälle reduzieren. Die Arbeit von Siemens mit Gesundheitsdienstleistern zeigt, wie digitale Plattformen die Versorgung in einem Ökosystem effektiver und nachhaltiger koordinieren können.

Das Jakarta Heart Center (JHC), eine Pioniereinrichtung des Gesundheitswesens in West-Java, hat durch seine strategische Partnerschaft mit Siemens eine umfassende digitale Transformation eingeleitet. Diese Zusammenarbeit revolutioniert die Patientenversorgung durch die Einführung intelligenter Gesundheitslösungen und datengesteuerter Technologien. Diese digitale Revolution erstreckt sich nicht nur auf medizinische Geräte, sondern auch auf integrierte IT-Systeme im Gesundheitswesen, die einen nahtlosen Datenaustausch, Patientenüberwachung in Echtzeit und vorausschauende Analysen zur Verbesserung der Patientenergebnisse ermöglichen. Das Ergebnis ist ein technologisch fortschrittliches Heilungsumfeld, in dem digitale Innovation auf mitfühlende Pflege trifft und neue Maßstäbe für die Gesundheitsversorgung in Indonesien setzt.

Zu überwindende Herausforderungen

Trotz ihres vielversprechenden Potenzials steht die Digitalisierung für die Nachhaltigkeit vor einigen Hürden:

1) Veraltete Systeme: Viele Infrastrukturanlagen sind Jahrzehnte alt und lassen sich nicht ohne Weiteres auf digitale Technologien umrüsten.

2) Investitionslücken: Finanzierungs- und ROI-Modelle räumen den langfristigen Nachhaltigkeitsvorteilen oft keine Priorität ein.

3) Fachkräftemangel: Es besteht ein wachsender Bedarf an Fachleuten, die die Kluft zwischen digitalem Fachwissen und Wissen über Nachhaltigkeit überbrücken können.

4) Datensilos: Ohne integrierte Datensysteme ist es schwierig, den vollen Nutzen aus der digitalen Transformation zu ziehen.

5) Datenschutz- und Sicherheitsbedenken: Die datengesteuerte Transformation muss mit einer soliden Governance einhergehen. Fragen des Datenschutzes, der Cybersicherheit und der ethischen KI müssen angegangen werden, um Vertrauen aufzubauen und gerechte Ergebnisse zu gewährleisten.

Um diese Herausforderungen zu meistern, setzt Siemens auf einen "Total Value"-Ansatz, der finanzielle, ökologische und gesellschaftliche Ergebnisse als Teil einer einheitlichen Investitionsrechnung berücksichtigt. Die Digitalisierung erfordert integriertes Denken und sektorübergreifende Zusammenarbeit. Regierungen, Unternehmen, Hochschulen und Technologieanbieter müssen ihre Strategien aufeinander abstimmen, um digitale Lösungen für die Nachhaltigkeit zu skalieren.

Die Zukunft ist intelligent, vernetzt und nachhaltig

Der Weg zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele führt über eine digitalisierte, intelligente Infrastruktur. Intelligente Städte, saubere Industrien und widerstandsfähige Gemeinschaften werden alle auf dem Fundament vernetzter, intelligenter Systeme aufgebaut sein. Von der Möglichkeit, in Echtzeit auf Klimaereignisse zu reagieren, bis hin zur Erschließung neuer zirkulärer Geschäftsmodelle – die Digitalisierung ist kein Allheilmittel, aber sie ist ein leistungsfähiger Wegbereiter.

In dem Maße, in dem immer mehr Interessengruppen die Konvergenz von Nachhaltigkeit und Technologie annehmen, wird die digitale Transformation nicht nur als geschäftliche Notwendigkeit, sondern auch als planetarische Notwendigkeit angesehen.